Die Checkliste für deine Pferdeausbildung: Bist du auf dem richtigen Weg?

Die Checkliste für Reiter: Geht die Ausbildung deines Pferdes in die richtige Richtung?

Als Reiter fragst du dich bestimmt hin und wieder: Bin ich auf dem richtigen Weg mit meinem Pferd? Oder geht unsere gemeinsame Ausbildung gerade in die falsche Richtung?

Wer sich als Reiter diese Frage stellt, ist nicht allein. Und es zeigt, dass du verantwortungsvoll bist und dir Gedanken um das Wohl deines Pferdes machst. Egal, ob du ein junges Pferd trainierst oder ein erfahrenes Pferd – es gibt einige universelle Zeichen, die zeigen, dass die Ausbildung gut verläuft und ihr auf dem richtigen Weg seid. Wir haben für euch eine Checkliste erstellt, an der ihr selbst überprüfen könnt, ob die Entwicklung eures Pferdes positiv zu bewerten ist – oder ob ihr euer Trainingskonzept überdenken solltet.

Die Checkliste

Hier ist sie also – die Checkliste, um zu überprüfen, ob du mit deinem Ausbildungsweg richtig liegst:

Im Umgang mit deinem Pferd

  • Dein Pferd lässt sich problemlos auf der Weide oder dem Paddock von dir einfangen oder kommt sogar von selbst angelaufen.
  • Dein Pferd lässt sich am ganzen Körper ohne Abwehrverhalten ohne Unwohlsein berühren.
  • Die Muskulatur wirkt nicht übermäßig fest (dies hängt allerdings auch vom üblichen Muskeltonus deines Pferdes ab).
  • Dein Pferd dreht sich nicht weg oder schaut in einer andere Richtung, wenn du dich näherst.
  • Beim Satteln oder gurten zeigt dein Pferd keine Abwehrreaktionen.

 

Beim Reiten

Bitte beachte, dass dies natürlich vom Ausbildungsstand deines Pferdes abhängt. Aber grundsätzlich sollten sich alle Punkte verbessert haben, wenn du den heutigen Zustand mit dem Zustand von vor einigen Wochen / Monaten oder Jahren vergleichst. 

  • Dein Pferd betritt die Reitbahn (oder wo auch sonst du reitest) gern und ohne Zögern.
  • Dein Pferd ist entspannt beim Aufsteigen. Es lässt sich ggf. ohne größere Schwierigkeiten neben der Aufsteighilfe einparken, steht dort ruhig und wartet geduldig, bis du im Sattel Platz genommen hast.
  • Dein Pferd reagiert prompt auf eine minimale treibende Hilfe. Es nimmt diese willig an, ohne jedoch zu rennen oder hektisch zu werden. Die treibende Hilfe nimmt es heute genauso gut oder besser an, als vor einigen Wochen / Monaten / Jahren. Es ist nicht „zäh“ oder triebig. Es wirkt aber auch zu keiner Zeit so, als wäre es „auf der Flucht“.
  • Dein Pferd reagiert prompt schon auf minimale verhaltenden Hilfen und nimmt diese willig an, ohne faul oder aber hektisch zu werden. Die verhaltenden Hilfe nimmt es heute genauso gut oder besser an, als vor einigen Wochen / Monaten / Jahren.
  • Du kannst dein Pferd jederzeit problemlos in eine niedrigere Gangart oder zum Halt durchparieren.
  • Dein Pferd kommt nicht auf die Hand, wenn du das Tempo verlangsamst oder zulegst.
  • Beim Reiten hast du eher das Gefühl, bergauf zu reiten – aber nicht bergab.
  • Dein Pferd kaut leicht und weich auf dem Gebiss, ohne zu sperren, die Zunge darüber zu legen, die Zunge herauszustrecken, mit dem Kopf zu schlagen o.ä. Die Maultätigkeit ist allgemein entspannt und nicht durch Hektik oder Abwehrverhalten geprägt.
  • Dein Pferd tritt vertrauensvoll an die Zügelhand heran. Es legt sich nicht aufs Gebiss, verkriecht sich aber auch nicht dahinter.
  • Dein Pferd bildet beim Reiten maximal einen leichten aber dichten Schaum am Maul, der an Cappuccino-Schaum erinnert. Keinesfalls bildet sich übermäßig viel Schaum oder es tropfen sogar Speichelfäden aus dem Maul.
  • Du kannst die Form deines Pferdes bestimmen und jederzeit zwischen z.B. Dehnungshaltung und Versammlung wechseln.
  • Dein Pferd hat bleibt im Takt, auch wenn du z.B. Übergänge oder gebogene Linien reitest. Es hat keine Taktunreinheiten oder „tickt“. 
  • Dein Pferd läuft federnd und weich. Es wirkt weder energielos, noch abgehackt oder stakkato-artig. Es lässt dich weich sitzen und du hast das Gefühl, „mitgenommen“ zu werden. Das Sitzgefühl auf deinem Pferd ist mindestens genauso gut oder besser als vor Wochen / Monaten / Jahren. 
  • Dein Pferd läuft leise. Es stampft in keiner Gangart auf, sondern läuft relativ geräuscharm. Vor allem fußt es auf beiden Händen gleichmäßig laut (leise) auf. Die Lautstärke, in der sein Pferd aufußt, hat eher abgenommen, seitdem du dein Pferd arbeitest.
  • Dein Pferd hat die Tendenz, die Oberlinie lang zu machen. Es hat jedoch nicht die Tendenz, seinen Hals und Kopf zu heben, während es den Rücken hängen lässt, und die Oberlinie dadurch zu verkürzen.
  • Während der gemeinsamen Arbeit wirkt dein Pferd allgemein zufrieden, stress- und schmerzfrei. Es hat die meiste Zeit einen fröhlichen, wachen Gesichtsausdruck.

Der körperliche Zustand

Bitte vergleiche auch hier wieder den aktuellen Ist-Zustand mit dem Zustand deines Pferdes vor einigen Wochen, Monaten oder Jahren. Oft helfen alte Fotos, einen guten Vergleich herzustellen.
  • Wenn du dein Pferd anschaust, sieht es von beiden Seiten gleichmäßig aus. Keine Seite ist stärker bemuskelt, als die andere.
  • Auch wenn du von oben auf dein Pferd schaust, wirkt es symmetrisch. Keine Seite ist stärker ausgebildet, als die andere. Die Wirbelsäule verläuft gerade (achte bitte darauf, dass dein Pferd dabei wirklich gerade und auf ebenem Boden steht).
  • Du hast das Gefühl, dein Pferd ist insgesamt gewachsen.
  • Du hast das Gefühl, dein Pferd steht etwas „bergauf“ oder zumindest gerade – keinesfalls bergab.
  • Die Brust deines Pferdes ist breiter geworden. Das Brustbein steht nicht hervor.
  • Die Ganaschen sind nicht dick, es bilden sich hier keine Wülste.
  • Die Oberlinie deines Pferdes ist schön geschwungen, sie weist keine Beulen oder Dellen auf. Die ganze Oberlinie ist eher länger geworden.
  • Der Bauch hängt nicht nach unten und wirkt nicht übermäßig dick.
  • Der Hals ist gleichmäßig bemuskelt und wirkt gut gefüllt, der Unterhals ist wenig ausgeprägt. Der Hals ist am Ansatz breit und verjüngt sich zum Kopf hin.
  • Die gesamte Rückenlinie wirkt gut gefüllt und es sind keine Muskel-„Löcher“, Kuhlen oder Abdrücke (z.B. vom Sattel) zu sehen.
  • Die Hinterhand ist gut bemuskelt und passt harmonisch zum Gesamtbild des Pferdes. Sie ist eher rund und wirkt nicht „eckig“.
  • Die beiden Muskelstränge neben dem Schweifansatz (von hinten betrachtet) treten nicht sehr deutlich hervor.
  • Die Vorder- und Hinterhufe sind symmetrisch (d.h., kein Huf weist eine stärkere Fehlstellung als der jeweils andere auf). Sollte dein Pferd einseitige oder beidseitige Fehlstellungen gehabt haben, sind diese besser geworden.
  • Dein Pferd weist keine Anzeichen einer Trageerschöpfung auf

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    .

Checkliste bestanden?

Hast du die meisten Fragen mit „ja“ beantwortet? Herzlichen Glückwunsch! Dann bist du mit deinem Pferd auf dem richtigen Weg! Super, weiter so! Überprüfe regelmäßig, ob du noch auf dem richtigen Weg bist. Oft hilft es dazu auch, in regelmäßigen Abständen Fotos in der immer selben Haltung auf ebenem Boden von deinem Pferd zu machen diese zu vergleichen. Das hilft übrigens nicht nur dir, sondern kann später z.B. auch deinem Tierarzt, Schmied oder Osteopathen nützliche Hinweise geben, wie dein Pferd sich über die Zeit verändert hat.
 

Es ist normal, dass es auch mal Rückschritte gibt.

Auch Rückschritte gehören leider zum Reiterleben dazu. Es gibt manchmal Momente, in denen nicht alles nach Plan läuft. Besonders dann, wenn man z.B. mit dem Pferd an neuen, besonders herausfordernden Aufgaben arbeitet, wenn man das Trainingssystem etwas verändert oder natürlich auch nach Krankheit, Stallwechsel oder anderen größeren Ereignissen kann es vorkommen, dass im Training erstmal kleinere Rückschritte auftauchen.
Dann solltest du nicht gleich verzweifeln – es ist jedoch ein Anlass, um besonders aufmerksam zu werden. Reiterliche oder körperliche Probleme oder neu aufgetretene Rittigkeitsprobleme, die sich nicht innerhalb einiger Tage oder weniger (!) Wochen lösen, solltest du zum Anlass nehmen, die Ausbildung zu hinterfragen.
 

Du hast das Gefühl, es könnte besser laufen?

Du hast mehrere Fragen mit „nein“ beantwortet oder hast allgemein das Gefühl, dass die Ausbildung mit deinem Pferd besser laufen könnte? Dann solltest du nicht lange zögern, sondern die Hilfe eines kompetenten Trainers in Anspruch nehmen.
Leider ist es oft so, dass sich eingefahrene Muster nicht so leicht von selbst lösen lassen. Egal, auf welchem Niveau du reitest – wenn du im Training nicht weiterkommst oder merkst, dass du auf dem falschen Weg bist, hilft eine andere Sichtweise oft weiter.
Ein guter Trainer kann mit dir zusammen analysieren, welche Ursachen deine Schwierigkeiten (oder die deines Pferdes) haben, und sie systematisch mit dir zusammen angehen. So kommt ihr gemeinsam schnell aus einem negativen Trainings-Kreislauf heraus und könnt euch wieder auf den richtigen Ausbildungsweg begeben.
 

 

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