Übergänge: Die besten Übungen für ein fittes Pferd – Teil 2: Übergänge richtig reiten

 

In diesem Teil der Serie „Übungen für ein fittes Pferd“ widmen wir uns den Übergängen.

Wir beleuchten Fragen wie:

  • Was sind Übergänge eigentlich?
  • Warum sind sie so wertvoll für die Pferdeausbildung und -gymnastizierung?
  • Woran erkennt man gute Übergänge?
  • Wie reitet man sie?
  • Welche Fehler solltest du vermeiden?
  • Was sind die häufigsten Schwierigkeiten in den Übergängen und welche Trainingstipps geben die Experten dafür?

 


⚜️ Die besten Übungen für ein fittes Pferd ⚜️

 

Teil 2: Übergänge richtig reiten

Übergänge solltest du im täglichen Training immer wieder einbauen, denn sie sind perfekt dazu geeignet, Rücken und Hinterhand des Pferdes zu kräftigen. Sie regen das Pferd dazu an, das Becken abzukippen, die Lendenwirbelsäule aufzuwölben und die Bauchmuskulatur anzuspannen. Ähnlich wie die Biegungen, zu denen wir ja schon einen Artikel veröffentlich haben, fördern sie sowohl Schub- als auch Tragkraft:

  • Tempowechsel innerhalb der Gangarten fördern die Schubkraft, erhalten und fördern den Gedanken “nach vorne”.
  • Wechsel in höhere Gangarten fördern die Schubkraft.
  • Das Zurücknehmen verbessert die Aktivität der Hinterhand und fördert die Tragkraft.

Verschiedene Pferdetypen stellen unterschiedliche Anforderungen an das Training

Besonders etwa bei den Islandpferden (und den meisten anderen Gangpferderassen), kann man beobachten, dass sie sich aufgrund ihres Exterieurs und der Gangveranlagung oftmals mit der Schubkraft leichter tun. Kein Wunder – wurden sie doch Jahrhundertelang als Langstreckenläufer gezüchtet. Die Tragkraft dieser “Pferdetypen” zu fördern und weiter aufzubauen, erfordert in der Regel gezieltes Training und Geschick des Ausbilders.

Andererseits gibt es aber auch Rassen, denen die Entfaltung der Tragkraft viel leichter fällt, als die Ausbildung der Schubkraft. Sehr eindrucksvolle Beispiele hierfür sind die meisten iberischen Pferderassen, denen ihre hohe Versammlungsbereitschaft bereits in die Wiege gelegt ist, die sich dafür aber oft mit dem energischen Schub aus der Hinterhand schwer tun.

Dies sind zwei sehr eingängige Beispiele für Pferderassen, deren Zuchtziele sich diametral gegenüber stehen. Es ist jedoch sehr wichtig, diese Hintergründe zu kennen, da sie einen nicht unerheblichen Einfuss auf das Training von Schub- und Tragkraft haben.

Das Schöne ist aber: In beiden Fällen können Übergänge sehr effektiv helfen, das jeweilige natürliche Defizit auszugleichen und zu einem gesunden Bewegungsmuster mit einer ausgeglichenen Relation von Schub- und Tragkraft beizutragen.


 

Übergänge richtig reiten: Qualität vor Quantität

Wie bei allen hier vorgestellten Übungen gilt: Der Effekt hängt davon ab, in welcher Qualität sie ausgeführt werden. Nicht die Quantität, sondern die Qualität zählen. Daher sollte erstmal nur wenig gefordert und dafür ein besonderes Augenmerk auf korrektes Reiten gelegt werden.

Erst mit zunehmender Sicherheit sollten die Anforderungen nach und nach gesteigert werden. Die Grundqualität der Übergänge ist dabei keine Frage des Alters des Pferdes. Natürlich müssen vor allem junge Pferde, denen noch die Kraft und Balance fehlen, schonend an Übergänge herangeführt werden und die Erwartungen dem Ausbildungsstand des Pferdes angemessen sein.

Aber im Trainingsalltag wird doch deutlich, dass auch manche bereits erfahrenen Pferde bei genauem Hinsehen noch Defizite in den Übergängen zeigen. Wenn der Reiter das Gefühl hat, die Übergänge klappen nicht so gut, lohnt es sich in jedem Fall, einige Schritte in der Ausbildung zurückzugehen und nochmal gezielt dort anzusetzen, wo die Probleme ihren Ursprung haben. Welche Fehler uns am häufigsten begegnen, wie man sie erkennt, und wie man sie korrigieren kann, das könnt ihr weiter unten lesen.


Übergänge als effektive Gymnastizierung

Jeder Übergang zwischen und innerhalb der Gangarten veranlasst das Pferd dazu, seine aktuelle Bewegung zu unterbrechen und zu verändern – was für sich genommen bereits ein kleiner Muskelreiz ist – und mit der Hinterhand aktiver zu werden.

Entweder, um sich nach vorne und oben abzudrücken (im Falle eines Zulegens) oder um die Last unter Zuhilfenahme von vermehrter Hankenbeugung abzufedern (im Falle des Zurücknehmens). Dies allein erklärt schon, weshalb Übergänge so wertvoll sind. Aber gerade für untrainierte Pferde sind sie auch sehr anstrengend, weshalb man die Trainingsintervalle entsprechend langsam steigern bzw. anpassen sollte. Du kannst dir die Übergänge ein bisschen vorstellen, wie Kniebeugen. Ähnlich anstrengend sind sie auch für dein Pferd.

Vom Leichten zum Schweren

Ganz gleich, ob es sich um ein Jung- oder ein Korrekturpferd handelt, gilt wie immer in der klassischen Ausbildung das Prinzip „Vom leichten zum Schweren“.

  • Den Anfang machen dementsprechend einfache Übergänge, also solche von einer Gangart in die nächst höhere oder tiefere.
  • Fortgeschrittene erhöhen die Schwierigkeit: Trab/Tölt – Halt – Trab/Tölt oder Schritt – Galopp – Schritt. Auch das Rückwärtsrichten kann mit eingebunden werden.
  • Ebenfalls zu den Übergängen, die schon etwas mehr Feinabstimmung der Hilfen erfordern, zählt das geschmeidige Zulegen und Zurücknehmen innerhalb einer Gangart. Bei unseren Gangpferden bieten sich z.B. Tölt und/oder Trab dafür an.
  • Auch der Galopp kann sehr gut zum Zulegen und Einfangen genutzt werden, wenn die Galoppqualität dies zulässt (zu diesem Thema haben wir einen Artikel für euch). Ein gut durchgesprungener Galopp ist gut dazu geeignet, Übergänge innerhalb dieser Gangart zu reiten. Bei einem eher gelaufenen Galopp ist der Trainingseffekt hingegen nicht sehr hoch und im schlechtesten Fall wird die Galoppqualität sogar durch die Tempiwechsel eher noch schlechter. Bei Pferden, deren Galopp nicht sehr sicher oder von eher schlechter Qualität ist, bietet es sich an, Galoppverstärkungen zunächst noch zurückzustellen und andere Arten von Übergängen zu reiten. Nicht selten verbessert sich der Galopp im Laufe der Zeit nämlich, wenn vermehrt in Schritt- und Trabübergängen trainiert wird, so dass man den Galopp zu einem späteren Zeitpunkt wieder vermehrt – und dann bereits in besserer Qualität – in das Training mit aufnehmen kann.
  • Tempowechsel innerhalb des Schritts sind ebenfalls möglich, wenn sie mit Gefühl und Sachverstand geritten werden. Hier besteht aber noch mehr als in allen anderen Gangarten die Gefahr, dass sich der Takt verschlechtert und zum Pass hin verschiebt. Hier sollte der Reiter also genau wissen, was er tut, um nicht den Schritt seines Pferdes nachhaltig zu ruinieren. Leider genügen bei manchen Pferden schon wenige falsch ausgeführte Sequenzen, um das Pferd in einen astreinen „Schweinepass“ zu drängen. Ein geschickter Reiter kann durch Übergänge innerhalb der Gangart Schritt jedoch sogar die Schrittqualität, Ausdruck und Kadenz deutlich verbessern.

Alle Übergänge haben einige Qualitätsmerkmale:

  • Sie sollen ohne Stocken erfolgen.

  • Sie sollen immer von hinten nach vorn geritten werden.

  • Sie dürfen nicht durch die Hand erzwungen werden.

Klappt das noch nicht so gut, haben wir natürlich auch dieses mal wieder Trainingstipps für euch:


Trainingstipps

Welche Fehler treten beim Reiten von Übergängen am häufigsten auf? Was sind die Ursachen? Und wie lassen sie sich beheben?

 

 

 


Ruckartiger Übergang

Fehler: Beim Zurückführen in eine niedrigere Gangart entsteht ein „Ruck“ statt eines sanften und fließenden Übergangs. Die Bewegung endet abrupt. Oft ist zu sehen, dass sich Hals- und Kopfbereich des Pferdes im Moment des Übergangs ruckartig nach vorn-unten bewegen. Der Reiter wird unangenehm nach vorn geworfen.

Ursache: Das Pferd kommt auf die Vorhand. Es gibt mehrere mögliche Ursachen dafür: Der Übergang war entweder nicht gut vorbereitet oder das Pferd hat noch nicht die Kraft, einen korrekten Übergang auszuführen. Oder die Feinabstimmung der Hilfen klappt nicht.

Problem: Die Übung verliert so ihren gymnastischen Wert, durch die verstärkte Belastung der Vorhand und das plötzliche Stoppen wirken starke Kräfte auf Sehnen und Bänder, die diese auf Dauer schädigen können.

Lösung: Ein guter Übergang entsteht durch einen Moment erhöhter Gewichtsverlagerung auf die Hinterhand und nicht durch eine Abstützung über die Vorhand. Bevor der Übergang eingeleitet wird, versammelt der Reiter das Pferd für einen Moment vermehrt durch das Herantreiben der Hinterhand. Der Reiter sollte in diesem Augenblick das Gefühlt haben, dass er bergauf reitet. Dann ist das Pferd vermehrt auf der Hinterhand und die Vorhand wird dementsprechend leicht. Voraussetzung ist natürlich, dass das Pferd nicht gelernt hat: „treiben = schneller“ sondern „treiben = versammeln“. Sollten hier noch Defizite herrschen, müssen diese zunächst aufgearbeitet werden.

Oft hilft zudem das innere Bild des Reiters, sich vorzustellen, nicht die eine Gangart zu beenden, sondern die nächste aktiv zu beginnen.

Eine schöne Möglichkeit, Übergänge versammelter zu reiten, ist es, sie auch mal im Schultervor oder Schulterherein zu reiten. Aufgrund der Lektion hat der Reiter das Pferd bereits vermehrt eingerahmt und versammelt.

 


Ignorieren der Hilfen beim Zurücknehmen

Fehler: Beim Übergang in eine niedrigere Gangart geht das Pferd einfach weiter, es ignoriert die Hilfe vollständig oder nimmt sie nur zögerlich an.

Problem: Die Übung verliert so ihren gymnastischen Effekt. Das Pferd kommt vermehrt auf die Vorhand. Oftmals entsteht eine Art „Tauziehen“ zwischen Reiter und Pferd. Das Pferd stumpft im schlechtesten Fall immer weiter ab. Vorhandene Losgelassenheit wird zerstört, der Reiter verliert seinen ausbalancierten Sitz. Das Gefühl, sein Pferd nicht kontrollieren zu können, ängstigt viele Reiter, was wiederum für Verspannungen und Frust (auf beiden Seiten) oder zu Angst und Vermeidungsverhalten führt.

Ursache: Das Pferd hat möglicherweise nicht verstanden, was die Hilfen bedeuten oder der Reiter hat sie unklar gegeben. Ein häufiger Fehler: Wenn es darum geht, die Geschwindigkeit zu reduzieren oder einen Übergang zum Stehen zu reiten, neigen viele Reiter dazu, ihren Oberkörper nach hinten zu lehnen und zu stark an den Zügeln zu ziehen. Dies wird oft noch verschlimmert, wenn das Pferd „durch die Zügel läuft“ und einfach nicht bremsen will. Gerade das Nach-hinten-Lehnen kann aber dazu führen, dass das Pferd überhaupt nicht in der Lage ist, auf die Aufforderung zur Geschwindigkeitsreduzierung zu reagieren. Dies kann man sich vorstellen, als würde man auf einem großen Gymnastikball zu sitzen und sich nach hinten lehnen. Was passiert nun? Der Ball rollt nach vorn.

Lösung: Es ist zunächst wichtig, während des Übergangs senkrecht zentriert zu sitzen – sonst kann das Pferd gar nicht so reagieren, wie der Reiter erwartet. Zudem muss dem Reiter das Zusammenspiel der Hilfen bewusst sein. Einfach am Zügel ziehen löst keinen korrekten Übergang aus. Aber: Das Zusammenspiel der Hilfen muss dem Pferd auch erst beigebracht worden sein. Nicht immer ist die Grundausbildung des Pferdes so korrekt verlaufen, wie der Reiter es sich wünscht. In der Praxis beobachten wir oft, dass hier Defizite herrschen.

Vermutet der Reiter, dass das Pferd das Zusammenspiel der Hilfen in den Übergängen nicht begriffen hat, oder liegt das Problem darin, dass das Pferd die Hilfen zum Zurücknehmen schlicht ignoriert, kann es helfen, die Hilfegebung für eine Weile deutlich zurückzunehmen und mit sehr reduzierter Einwirkung zu reiten, im Sinne des Signalreitens, wie man es mit Jungpferden am Anfang ihrer Ausbildung tut. Sprich: Kein Zusammenspiel der Hilfen, sondern wirklich jede Hilfe für sich einsetzen.

Hier gilt der Merksatz „Hand ohne Bein und Bein ohne Hand.“ Die Einwirkung sollte zwar so gering wie möglich, aber so deutlich, wie nötig sein. Immer mit dem Ziel, die Hilfen mehr und mehr reduzieren zu können. Leite das langsamer werden immer zuerst mit dem Sitz ein, bevor du ggf. die Zügel zur Hilfe nimmst.

Auf diese Weise reitest du konsequent so lange, bis die jeweilige Hilfe (wieder) sicher etabliert ist. Erst dann kann das Zusammenspiel der Hilfen wieder langsam eingeführt werden. Hier musst du als Reiter natürlich gefühlvoll vorgehen.

Auch später gilt: Eine Parade, sei es eine halbe oder eine ganze, erfordert immer eine Zusammenarbeit aller Hilfen, die aber nicht unbedingt gleichzeitig gegeben werden müssen, sondern geschickt aufeinander aufbauen und ineinander greifen. Das richtige Timing ist in diesem Fall sehr wichtig.

Ein weiterer hilfreicher Tipp ist es, das Zurücknehmen mit einem Stimmkommando zu verbinden. Die Stimmhilfe (die natürlich immer die selbe sein sollte), ist eine enorm effektive Unterstützung für das Pferd.

 


Ignorieren der treibenden Hilfen

 

Fehler: Beim Wechsel in eine höhere Gangart oder beim Zulegen innerhalb der Gangart reagiert das Pferd nur zögerlich oder gar nicht. Es tritt nicht prompt an.

Problem: Hier handelt es sich eigentlich mehr um ein Symptom, als um das Problem an sich. Trotzdem verhindert dieses Verhalten die richtige Ausführung der Lektion, und beraubt sie damit ihres Wertes für das Training des Pferdes. Der Reiter neigt dazu, immer stärker einzuwirken, er verliert dadurch seinen ausbalancierten Sitz. Das Pferd stumpft immer weiter ab.

Ursache: Zunächst einmal müssen wir festhalten: Das Pferd ist nicht schuld an seiner zögerlichen Reaktion, sondern handelt nur aufgrund dessen, was es gelernt hat. Entweder hat es die Hilfe also nicht verstanden, oder der Reiter hat es (unbeabsichtigt) desensibilisiert. Das begegnet uns in der Praxis oft, wenn der Reiter viele kleine, aber nicht wirklich wirksame Schenkelhilfen gibt und sich damit zufrieden gibt, dass eine gemächliche oder gar keine Reaktion erfolgt. Dies geht so lange, bis das Pferd auf Schenkeldruck nicht mehr aktiv reagiert.

Desensibilisierung ist im Alltag mit dem Pferd wichtig. Und zwar z.B. für das Gewöhnen an Sattel und Trense, an äußere Reize usw. – aber nicht, wenn es an die Hilfegebung geht. Hier soll das Pferd ja immer sensibler und reaktiver werden. Das Gegenteil von Desensibilisierung also.

Lösung: Um eine bessere Reaktion zu erreichen, sollte der Reiter zunächst eine feine Hilfe geben. Wenn keine Reaktion kommt, sollte er die Intensität seiner Hilfen nicht schrittweise erhöhen, sondern sofort eine energische Schenkelhilfe, ggf. mit Unterstützung der Gerte, geben. Hier arbeitet man mit dem Prinzip der Erwartungsverletzung: Das Pferd erwartet aus seiner Erfahrung heraus, dass der Reiter es mehrmals freundlich bitten wird, anzutreten. Es hat gelernt, dass es viel Zeit hat, dem Reiterwunsch nachzukommen. Eine nun plötzlich so energische Hilfe, einen metaphorischen „Tritt in den Hintern“, hat es nicht erwartet. Reagiert es, wie gewünscht, wird es natürlich gelobt. Und keinesfalls wird es durch eine verlangsamende Hilfe (z.B. durch Zug am Zügel) gebremst. Selbst dann nicht, wenn es übers Ziel hinaus schießt und erstmal einen Satz nach vorne macht. Genau das wollte der Reiter ja! Nach einigen Sekunden kann er das Pferd ggf. wieder behutsam in eine langsamere Gangart zurück führen.

In Zukunft wird jede – wirklich jede – treibende Hilfe umgehend energisch durchgesetzt, sollte vom Pferd auf eine freundliche „Anfrage“ hin keine prompte Reaktion kommen. Das bedingt allerdings, dass der Reiter sich seiner Hilfegebung bewusst ist und z.B. vorher planen kann, dass seine treibende Hilfe ggf. deutlich durchgesetzt werden muss.

Ein Beispiel: Der Reiter reitet auf einem vollen Platz. Er treibt. Das Pferd reagiert nicht. Nun muss der Reiter konsequenterweise deutlich werden. Er riskiert, dass sein Pferd dadurch einen energischen Satz nach vorne macht – den er ja für einige Sekunden nicht durch eine verhaltende Hilfe unterbinden darf, um den Lerneffekt nicht zu gefährden. Allerdings bringt er mit dieser für alle anderen kaum vorhersehbaren Geschwindigkeitsveränderung ggf. sich und die anderen Reiter in Gefahr. Also entscheiden sich viele Reiter in dieser Situation dafür, ihre treibende Hilfe lieber nicht konsequent durchzusetzen. Und der Desensibilisierungseffekt nimmt seinen Lauf.

Befindet sich ein Pferd in einer solchen Korrektur-Phase macht es also Sinn, seine Reiteinheit gut zu planen. Oder sie auch einfach ins Gelände zu verlegen.

In der Praxis hat es sich bewährt, auch solche Pferde, die die treibende Hilfe nicht gut annehmen, eine Weile bewusst nach dem Schema „Hand ohne Bein – Bein ohne Hand“ zu reiten. Also gerade kein Zusammenspiel der Hilfen, sondern jede Hilfe einzeln zu geben, bis das Pferd sie definitiv und sofort befolgt. Es dürfen keine Widersprüche in der Hilfegebung entstehen. Und der Reiter muss sich selbst immer wieder sehr genau überprüfen, ob er konsequent genug mit sich und seinem Pferd ist.


Herausheben

Fehler: Das Pferd hebt sich beim Wechsel in eine höhere Gangart raus, vor allem beim Angaloppieren.

Problem: Wenn ein Pferd beim Angaloppieren den Kopf und den Hals hebt, ist in diesem Moment die Verbindung von der Hinterhand über den Rücken zur Vorhand unterbrochen. Das bedeutet, dass das Pferd in diesem Übergang nicht mehr über den Rücken geht. Der Rücken hängt durch. Das überlastet den Trageapparat (Stichwort: Trageerschöpfung) und die Vorderbeine.

Ursache: Das Pferd drückt sich nicht ausreichend mit der Hinterhand ab oder der Schub kommt nicht dort an, wo er gebraucht wird, weil er – bildlich gesprochen – im Rücken stecken bleibt. Das Pferd zieht sich dann sozusagen unter Zuhilfenahme der Vorhand (insbesondere der Unterhalsmuskulatur) vorwärts, um der Aufforderung, schneller zu werden, nachzukommen. Besonders beim Angaloppieren ist diese Ausweichbewegung deutlich erkennbar, aber auch beim Antölten. Beim Antraben sehen wir diese eher selten, denn ein Pferd, das sich beim Beschleunigen derart „hochzieht“ landet i.d.R. dann eher im Tölt oder Pass.

Lösung: Vor allem sollte das über-den-Rücken-gehen verbessert werden (hier findet ihr weitere Tipps für den guten Galopp). Die allgemeine Zwanglosigkeit und die Losgelassenheit müssen dazu zu allererst stimmen. Dann kann eine bewusste tiefe, Haltung der Kopf-Hals-Achse dem Pferd helfen, den Rücken im richtig Maß aufzuwölben und zum Tragen zu benutzen. Hier ist darauf zu achten, dass das Pferd in der Dehnungshaltung weiterhin von hinten nach vorne durchschwingt und nicht auf die Vorhand fällt. In dieser Dehnungshaltung kann der Reiter dann behutsam Übergänge fordern – immer mit der Idee, dem Pferd den Weg in die Tiefe dabei so angenehm wie möglich zu machen, es nicht mit der Hand zu stören, ihm aber den nötigen Rahmen vorzugeben. Übergänge zwischen Schritt und Trab oder auch Zulegen und Einfangen im Trab bieten sich zu Anfang an.

Besonders im Moment des Schnellerwerdens ist es wichtig, gefühlvoll einzuwirken, damit das Pferd den Kopf nicht ruckartig hebt, sondern geschmeidig durch den ganzen Körper von hinten nach vorn an die Hand heran tritt. Das Reiten auf gebogenen Linien hilft, das Pferd zwischen und während den Übergängen zu lockern und besonders die angespannte (Unter)Halsmuskulatur zu entspannen. Auch häufiges Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen oder Zügelüberstreichen, sowie öftere Handwechsel und das Reiten auf gebogenen Linien, wirken in dieser Ausbildungs- bzw.Korrekturphase Wunder.

Gelingt es gut, die Schritt-Trab-Übergänge im vorwärts-abwärts zu reiten, kann der Galopp in der selben Weise dazu genommen werden.

Pferde, die keinen Trab anbieten, sollten lernen, wie beschrieben anstelle anzutraben, über den Rücken anzutölten bzw, ihren rassetypischen Gang zu finden. Auch hier kann das Reiten gebogener Linien und das allgemeine „Reiten zum Zügel hin“ (wie z.B. in der HdV 12 beschrieben) effektiv helfen.

Funktionieren die Übergänge auf diese Weise gut, kann der Reiter nach und nach beginnen, Tempowechsel innerhalb der Gangarten einzubauen wie auch mit den Übergängen zwischen den Gangarten zu verrieren. Da die Übergänge nun von hinten nach vorne geritten werden können, trägt dies zum langfristig, gesunderhaltenden Reiten bei.

 


Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen: Übergänge fördern die Durchlässigkeit, machen das Pferd geschmeidiger, verbessern die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd, fördern das Zusammenspiel der Hilfen wie auch das Verständnis. Übergänge sollten Bestandteil einer jeden Trainingseinheit sein, sie zeigen uns sowohl Defizite als auch positive Tendenzen auf.

Übrigens: Lass dich doch ab und zu mal beim Reiten filmen. Gerade in den Übrgängen (aber nicht nur) kannst du dann super überprüfen, ob dein Gefühl mit der Realität übereinstimmt.


Hat dir dieser Beitrag gefallen? Dann lies doch hier weiter:

Die besten Übungen für ein fittes Pferd – Teil 1: Reiten auf gebogenen Linien

Arbeit an der Hand: Die besten Übungen für ein fittes Pferd – Teil 3: Langzügelarbeit und die gewichtslose Arbeit an der Hand

 

Geländereiten: Die besten Übungen für ein fittes Pferd – Teil 4: Ausreiten und Training im Gelände

 


Die Autorinnen:

Sarah Seifert, FN Trainerin A (klassisch-barock) und Anne-Lena Jost, FN Trainerin C (Gangreiten).

 

 

 


Unser Ziel ist es, Pferde gesund zu reiten. Die klassische Reitweise bietet hier einen pferdefreundlichen, bewährten Weg.

Du möchtest Teil der Community werden und uns unterstützen? Dann werde jetzt Mitglied – es ist vollkommen kostenlos! Jedes Mitglied macht unsere Gemeinschaft stärker und hilft uns, die Interessen unserer Mitglieder zum Wohle der Pferde stärker zu vertreten.

Werde kostenlos Mitglied und unterstütze unsere Arbeit!

Gute Gründe, Mitglied zu werden:

  • Profitiere von kostenlosen Bildungsangeboten und attraktiven Rabatten – exklusiv für unsere Mitglieder.
  • Wir sind eine Wertegemeinschaft. Wir setzen uns für eine pferdefreundliche Ausbildung gemäß den klassischen Richtlinien ein.
  • Rede mit: Wir vertreten die Interessen unserer Gemeinschaft gegenüber relevanten Verbänden und tragen sie in die Öffentlichkeit

Werde Teil unserer Erfolgsgeschichte. Registriere dich jetzt. Es ist vollkommen kostenlos.  


Du möchtest noch mehr wissen? Hier kannst du weiterlesen: